Mittwoch, 15. Juni 2016

Plötzlich Eltern

Goodbye altes Leben - willkommen in der Elternwelt




Warum nicht einfach genießen?


Ist das eine Frage der Einstellung zum Leben? Liegt es nur an den Babys, die zeitweilig wirklich anstrengend sind? Meine Gedanken kreisen immer wieder um genau die Sache...Ist alles viel schlimmer, seit ich Mutter - wir Eltern sind? Ist das Leben zwangsläufig fremdbestimmt durch den kleinen Minimenschen? Ist das Glas jetzt halb leer? 
Im Kontakt mit Freunden und Bekannten, die genau wie wir junge Eltern sind, kommt es mir vor, als gäbe es zwei Lager. An keiner Stelle im Leben ist mir das bewusster vor Augen geführt worden. 

Die Nächte mit Baby sind ganz klar anders als die Nächte ohne Baby. Dies trifft gleichermaßen für den Tagesablauf zu. Nichts ist wie vorher. Wie oft habe ich den Satz gehört ..."Du gibst dein eigenes Leben mit der Geburt deines Kindes für die nächsten Jahre an der Garderobe ab und findest die Abholmarke nicht wieder!" Ehrlich gesagt kann ich das in gewisser Weise voll unterschreiben, aber nicht in jeder Hinsicht. Trotzdem macht es Angst. Wie oft bin ich in den vergangenen Wochen nachts hochgeschreckt und war fast fassungslos über die Anwesenheit von Hanno - ganz schlaftrunken und kurzfristig überfordert mit dem Gedanken diese unglaubliche Verantwortung zu tragen. Träume in denen Hannos Papa nachts in der Wohnung schlafwandelte und vergebens den Kleinen suchte, den ich ihm in seinem Traum gegeben hatte um nach ihm zu schauen und den er doch nur kurz auf unser Bett gelegt hatte und der jetzt einfach verschwunden war. Er war nicht aufzufinden, nirgends, nicht im Schrank, nicht unter dem Bett oder in der Schublade. Dieser Moment zeigt so schön, was es bedeutet `plötzlich` Mutter und Vater zu sein. Ein klarer Fall von aktiver Rollenidentifikation. Tagsüber funktioniert es meist gut, manchmal funktioniert man auch einfach nur, weil für Gedanken kaum Zeit bleibt. Nachts dann, wenn das Ich, das Es und das Über - Ich in Konversation kommen, passiert die wesentliche Identifikation.


War wirklich alles besser?



Ich glaube, dass das mindestens so eine große Entwicklungsaufgabe ist, wie das Überleben der eigenen Pubertät. Einen Herausforderung, aber wenn man zurück denkt, doch eine ziemlich coole Zeit. Man hing in der Kindheit fest und plötzlich soll man erwachsen sein, sich erwachsen verhalten, Erwartungen erfüllen. 
Nichts ist wie vorher. Die Frage die ich mir Stelle, ist, ob es vorher alles besser war. Klar ist ausgiebiger Schlaf cool, spontanes um die Häuser ziehen, spontaner Urlaub am anderen Ende der Welt - nichts kann einen aufhalten - nichts ist zu weit, zu spontan, zu wild.
In den meisten Fällen haben sich die jungen Eltern bewusst für ein Baby entschieden, zumindest in meinem Alter. Ihnen war, wie wohl auch Müttern und Vätern, die spontan überrascht wurden von einer Schwangerschaft, ziemlich bewusst, dass sich vieles ändern wird. Warum, wenn ich dass doch weiß, lege ich die Messlatte der neuen Lebenssituation dann für mein neues Leben mit Baby an, glorifiziere das "alte" Leben, was einfach ist, denn es ist ja vorbei. Will ich mir das leben künstlich schwer machen?Ist es, um eine Auseinandersetzung mit der Elternrolle zu ermöglichen? Sind einfach viele Menschen defizitorientiert? War mir einfach nicht klar, dass meine Nächte vielleicht nur noch aus gestückelten, einstündlichen Schlafphasen bestehen? War mir nicht klar, dass ich abends nicht mehr spontan auf ein Konzert kann?


Ist dein Glas voll oder ist dein Glas halb leer? 


Warum nicht einfach glücklich sein? Ja,es ist mir bewusst,dass das nicht immer geht, aber vielleicht kann man sich noch öfter vor Augen führen, dass Elternsein auch wahnsinnig großes Glück ist!
Freu dich doch an den Stunden die du schlafen kannst - die Stunden, die es dein kleines Baby schon durchhält! 
Freu dich darüber, die Welt mit Kinderaugen ganz neu zu entdecken. Übrigens ein Satz, den ich mindestens so oft gehört habe, wie den bereits zitierten, mein Leben an der Garderobe abzugeben.
Freu dich über Zweisamkeit, wenn der kleine Mensch nicht alleine einschlafen will, sondern einfach nur deine Nähe braucht. Wie lange wird das wohl sein? Kennt ihr die Worte eurer Eltern, wie schnell es ging, dass ihr groß gewesen seid?
Freu dich über Entwicklungsschübe, dein Baby hat danach viele neue Fähigkeiten.
Sie doch viel öfter das Positive an deinem neuen Leben und mess es nicht an deinem alten Leben oder der Lebenssituation andere Menschen. Dabei schneidest du schlecht ab, denn höher, besser, schneller, weiter ist immer zu finden. 
Ist Veränderung nicht einfach ganz normal? Bringt Veränderung nicht auch viel Entwicklung mit sich?
Besinn dich auf dich - auf euch und denk an dein halb volles Glas. 





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